Arbeitszeugnisse

Versteckte Bewertungen: Die Zeugnissprache

Arbeitszeugnisse müssen „wohlwollend“ formuliert sein, dennoch verstecken sich oft subtile Bewertungen hinter scheinbar neutralen Formulierungen. So können kleine Nuancen in der Sprache große Unterschiede in der Bewertung machen. Eine Formulierung wie „Er/Sie bemühte sich, den Anforderungen gerecht zu werden“ deutet beispielsweise darauf hin, dass der Mitarbeiter die Erwartungen nicht erfüllt hat, während „Er/Sie erfüllte die Aufgaben stets zur vollsten Zufriedenheit“ als sehr gute Bewertung gilt.

Verhaltensbeurteilungen

Nicht nur die fachlichen Leistungen werden im Arbeitszeugnis bewertet, sondern auch das Sozialverhalten und die Zusammenarbeit mit Kollegen und Vorgesetzten. Hier gilt es, auf Formulierungen wie „Er/Sie war stets um ein gutes Verhältnis zu Kollegen bemüht“ zu achten, was oft darauf hindeutet, dass das Verhältnis nicht immer reibungslos war. Positiver wäre eine Formulierung wie „Er/Sie trug zu einem ausgezeichneten Arbeitsklima bei“.

Ausstiegsgrund

Ein sensibler Punkt im Arbeitszeugnis ist der Grund für das Ausscheiden aus dem Unternehmen. Wenn im Zeugnis steht, dass Sie „auf eigenen Wunsch ausgeschieden“ sind und dies mit positiven Zukunftswünschen kombiniert wird, ist dies in der Regel ein positives Zeichen. Es deutet darauf hin, dass Sie das Unternehmen freiwillig und in gutem Einvernehmen verlassen haben.

Vorsichtig sollten Sie bei Formulierungen wie „im gegenseitigen Einvernehmen“ sein, da diese oft negativ interpretiert werden. Sie kann darauf hindeuten, dass das Unternehmen und der Arbeitnehmer sich im weniger positiven Sinne getrennt haben, möglicherweise aufgrund von Konflikten oder unbefriedigender Leistung.

In manchen Fällen wird das Ausscheiden aus betriebswirtschaftlichen Gründen, z.B. aufgrund von Umstrukturierungen oder Stellenabbau, im Arbeitszeugnis erwähnt. Eine Formulierung wie „das Ausscheiden erfolgte im Rahmen einer betriebswirtschaftlichen Neuausrichtung“ signalisiert, dass es keine persönlichen oder leistungstechnischen Gründe für den Austritt gab, sondern äußere Umstände hierfür verantwortlich waren. Diese Angabe kann wichtig sein, um Missverständnisse beim nächsten Arbeitgeber zu vermeiden.

Es ist in jedem Fall ratsam, darauf zu achten, dass der Austrittsgrund im Zeugnis fair und positiv dargestellt wird, um keine negativen Eindrücke zu hinterlassen.

Dankesformeln und Zukunftswünsche

Besonders die abschließenden Sätze eines Arbeitszeugnisses können viel über das Verhältnis zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber aussagen. Ein herzliches „Wir danken ihm/ihr für die geleistete Arbeit und wünschen ihm/ihr weiterhin viel Erfolg und persönlich alles Gute“ wird positiv interpretiert. Fehlen Zukunftswünsche oder ein Dank, kann dies darauf hindeuten, dass das Arbeitsverhältnis nicht zufriedenstellend war.

Warum sind diese Codes noch relevant?

Auch wenn Arbeitszeugnisse inzwischen teilweise weniger formell sind als früher, sind die versteckten Codes nach wie vor weit verbreitet. Personalverantwortliche und Recruiter kennen diese Feinheiten und achten darauf. Ein vermeintlich „wohlwollendes“ Arbeitszeugnis kann also durchaus versteckte Kritik enthalten, die Ihnen im Bewerbungsprozess zum Nachteil gereicht.

Es ist daher wichtig, Ihr Arbeitszeugnis genau zu prüfen und im Zweifel Rücksprache mit dem Arbeitgeber zu halten, um ungewollte Missverständnisse zu vermeiden. Ein gut formuliertes Arbeitszeugnis ist ein wertvoller Begleiter bei Ihrer Bewerbung – achten Sie daher darauf, dass es Ihre Leistungen und Fähigkeiten im besten Licht darstellt!

Der Frage, ob Arbeitszeugnisse heute noch immer aktuell sind, haben wir einen eigenen Blogartikel gewidmet, dem Sie weitere Informationen entnehmen können.