In der Welt der IT spielen Arbeitszeugnisse eine wichtige Rolle. Trotz der Bedeutung von Lebensläufen, Online-Profilen und Zertifikaten bleibt das Arbeitszeugnis ein entscheidender Faktor bei der Bewerbung. In diesem Artikel erfahren Sie, warum Arbeitszeugnisse in der IT weiterhin relevant sind, wie Sie sie richtig lesen, worauf Sie achten sollten und wie Sie gute von schlechten Bewertungen unterscheiden können.
Warum Arbeitszeugnisse in der IT noch relevant sind
Vertrauenswürdigkeit und Authentizität
Arbeitszeugnisse sind ein verlässliches Mittel, um Ihre bisherigen Leistungen und Erfahrungen zu überprüfen. Im Vergleich zu Lebensläufen und Online-Profilen z.B. auf LinkedIn sind Arbeitszeugnisse offizielle Dokumente, die von Ihren früheren Arbeitgebern ausgestellt werden. Besonders in der IT, wo Ihre Fähigkeiten und Erfahrungen oft schwer auf den ersten Blick zu überprüfen sind, bieten Arbeitszeugnisse eine zusätzliche Ebene der Authentizität.
Umfassende Bewertung der Fähigkeiten
Ein gutes Arbeitszeugnis bietet eine umfassende Bewertung Ihrer Fähigkeiten und Kompetenzen. Es geht über technische Fertigkeiten hinaus und bewertet auch Ihre Teamfähigkeit, Zuverlässigkeit und Kommunikationsstärke. Diese Aspekte sind in Bezug auf die Effektivität in Projektteams und die Fähigkeit, komplexe Probleme zu lösen und diese Lösungen zu kommunizieren, ebenfalls von Bedeutung.
Klare und ausführliche Beschreibung der Tätigkeiten
Die detaillierte Beschreibung Ihrer Tätigkeiten im Arbeitszeugnis ist in einem Arbeitszeugnis besonders wichtig. Sie gibt potenziellen Arbeitgebern einen genauen Einblick in Ihre bisherigen Aufgaben und Verantwortlichkeiten und zeigt, welche spezifischen Technologien, Tools und Methoden Sie beherrschen. Eine klare und ausführliche Tätigkeitsbeschreibung hilft dabei, Ihre tatsächlichen Fähigkeiten und Erfahrungen besser einzuschätzen und zu prüfen, ob sie den Anforderungen der neuen Position entsprechen.
Langfristige Entwicklung und Beständigkeit
Arbeitszeugnisse zeigen Ihre langfristige Entwicklung und geben Einblicke in Ihre Beständigkeit und Loyalität. In einer Branche, die für häufige Jobwechsel bekannt ist, kann Ihre Beständigkeit in einem Unternehmen ein positives Signal für potenzielle Arbeitgeber sein. Es zeigt, dass Sie in der Lage sind, sich in ein Unternehmen zu integrieren und über längere Zeit hinweg produktiv zu bleiben.
Wie Sie Arbeitszeugnisse richtig lesen und worauf Sie achten sollten
Struktur und Aufbau
Ein Arbeitszeugnis besteht normalerweise aus mehreren Abschnitten:
- Einleitung: Enthält Ihren Namen, die Dauer der Beschäftigung und Ihre Position.
- Tätigkeitsbeschreibung: Beschreibt Ihre Aufgaben und Verantwortlichkeiten.
- Leistungsbewertung: Bewertet Ihre fachlichen Fähigkeiten und Arbeitsergebnisse.
- Verhaltensbewertung: Beurteilt Ihr soziales Verhalten und Ihre Teamfähigkeit.
- Schlusssatz: Gibt oft einen zusammenfassenden Kommentar und einen Hinweis auf den Grund Ihres Ausscheidens.
Positive Formulierungen und ihre Bedeutung
Achten Sie auf bestimmte Formulierungen, die oft verschlüsselte Botschaften enthalten. Hier einige Beispiele:
- „stets zur vollsten Zufriedenheit“: Hervorragende Leistung.
- „immer zur vollen Zufriedenheit“: Sehr gute Leistung.
- „zur vollen Zufriedenheit“: Gute Leistung.
- „zur Zufriedenheit“: Durchschnittliche Leistung.
Warnsignale und versteckte Kritik
Auch subtile Hinweise und versteckte Kritik sind wichtig. Hier einige Formulierungen, die auf Probleme hindeuten können:
- „im Großen und Ganzen zufriedenstellend“: Mangelnde Leistung oder häufige Probleme.
- „bemüht sich, die Aufgaben zu erfüllen“: Unzureichende Leistung oder mangelnde Kompetenz.
- „war stets bemüht“: Versuchte, den Anforderungen gerecht zu werden, scheiterte jedoch oft.
Gute und schlechte Bewertungen erkennen
Gute Bewertungen
Ein gutes Arbeitszeugnis zeichnet sich durch klare, positive und spezifische Formulierungen aus. Achten Sie auf:
- Klarheit und Präzision: Die Beschreibung Ihrer Aufgaben und Leistungen sollte detailliert und präzise sein.
- Positive Superlative: Formulierungen wie „stets zur vollsten Zufriedenheit“ oder „hervorragende Leistungen“ deuten auf eine außergewöhnliche Leistung hin.
- Weiche Fähigkeiten: Positive Erwähnung von Teamfähigkeit, Kommunikationsstärke und sozialer Kompetenz.
Schlechte Bewertungen
Ein schlechtes Arbeitszeugnis erkennt man oft an vagen oder negativen Formulierungen. Anzeichen sind:
- Vage Aussagen: Unklare oder sehr allgemeine Leistungsbeschreibungen können auf mangelnde Leistung hindeuten.
- Fehlende Superlative: Wenn positive Superlative wie „stets zur vollsten Zufriedenheit“ fehlen, deutet das auf durchschnittliche oder unterdurchschnittliche Leistungen hin.
- Negative Andeutungen: Formulierungen wie „bemüht sich“ oder „im Großen und Ganzen zufriedenstellend“ sind Hinweise auf Probleme oder unzureichende Leistungen.
Was tun, wenn Sie mit einem Zeugnis nicht einverstanden sind?
Falls Sie den Verdacht haben, dass Ihr Arbeitszeugnis übertrieben positiv formuliert wurde oder nicht Ihrer gefühlten Leistung entspricht, können Sie folgende Schritte unternehmen:
Offenes Gespräch
Der erste Schritt sollte in der Regel ein offenes Gespräch mit Ihrem ehemaligen Arbeitgeber sein. Oft lassen sich Missverständnisse klären und Formulierungen anpassen. Nennen Sie konkrete Beispiele für Ihre Leistungen und machen Sie konstruktive Vorschläge für Änderungen.
Rechtliche Schritte
In Deutschland haben Sie das Recht auf ein wohlwollendes Arbeitszeugnis. Wenn Ihr Arbeitgeber sich nach einem offenen Gespräch weigert, ein faires und den nachweislichen Tatsachen entsprechendes Zeugnis auszustellen, können Sie rechtliche Schritte erwägen. Ein Arbeitsgericht kann Ihnen helfen, ein gerechtes Zeugnis zu erhalten.
Fazit für Arbeitszeugnisse in der IT
Arbeitszeugnisse sind in der IT-Branche nach wie vor wichtig, da sie eine umfassende Bewertung Ihrer Fähigkeiten und beruflichen Entwicklung bieten. Beim Lesen von Arbeitszeugnissen sollten Sie auf Struktur, positive Formulierungen und mögliche versteckte Kritik achten. Gute Bewertungen zeichnen sich durch klare und spezifische Formulierungen aus, während schlechte Bewertungen oft vage und negativ formuliert sind. Wenn Ihr Arbeitszeugnis einen negativen Eindruck macht, können offene Gespräche und gegebenenfalls rechtliche Schritte helfen, es zu verbessern.